Drechseln einer großen Eichenholzvase

Beim Drechseln wird in der Entstehung von einem Holzunikat maßgeblich durch die eigene Formensprache, sowie auch durch die Gegebenheiten des Holzes beeinflusst und inspiriert. Dies gilt insbesondere bei großen Objekten aus einem ausgewählten Stück Holz. Jedes der Bäume erzählt eine besondere Geschichte, im Leben als Baum, wie auch die Auswahl und die Beschaffung des Holzes, welche zum Teil bei der Bearbeitung Sichtbar werden.

Wir nehmen Sie in diesem Beitrag auf die Entstehung der einer großen Eichenholzvase Schritt für Schritt mit.

Der Arbeits- und Zeitaufwand ist bei einem großen Holzobjekt ist enorm, es wird viel Material während des drechseln entfernt. Die geplante Vorgehensweise kann bei diesen Projektgrößen nicht immer komplett umgesetzt werden kann. Nach vielen Stunden Arbeit an der Vase ist das Ergebnis eine einmalige Vase aus einer über 200-Jährigen Eiche.

Basis für die Umsetzung von so einem Projekt ist ein entsprechendes Holzstück. Der Baum, aus dem später die Vase entsteht, wurde nicht unweit von unserer Werkstatt im Rahmen einer Aufforstung gefällt. Bei einer Wanderung in der Umgebung haben wir das Holzstück entdeckt. Nach einer kurzen Rücksprache mit dem Waldeigentümer konnten wir das Holzstück erwerben.

Die Vase entsteht

Mit unserer Geiger-Drechselbank ist es uns möglich auch große und unwuchtige Holzobjekte zu erstellen. Der erste Zuschnitt erfolgt mit der Kettensäge. Ein kleiner Fehlschnitt kann später große Auswirkungen haben, daher ist hier viel Fingerspitzengefühl und äußerster Konzentration erforderlich. Eine präzise und bedachte Führung der Kettensäge sind die Grundlage um aus dem Holzstück das beste Objekt zu gestalten. Ein weiterer Vorteil stellt die Gewichtsreduzierung sowie das einfacherer Handling des Rohlings da. Vom Zuschnitts-platz wird der Rohling über mehrere enge Kurven in die Werkstatt befördert, dabei stellt die Werkstatttüre den Engpass da.

Aufspannen des Rohlings und gestalten der Außenseite

Der Rohling wird unter Einsatz von Muskelkraft und tatkräftiger Unterstützung rollend und hebelt bis vor die Maschine bewegt. An der Drechselbank steht uns fürs Handling ein Kran zu Verfügung. Ohne diesen wäre Projekte in der Größen und Gewichtsklasse nicht möglich. Wegen des gewaltigen Außendurchmessers ist das Maschinenbett der Geiger-Drechselbank bis zum zweiten Auflagebock zurückgezogen, sodass unsere Statos-XL Drechselbank als Handauflage dient.

Durch die geringe Kranhakenhöhe müssen die Rundschlingen zum Aufspannen passgenau zusammengesetzt werden. Zur Befestigung des Holzstücks auf der Planscheibe werden massive Holzschrauben verwenden. Eine Schwerlastspitze auf der Gegenseite sorgt für eine ausreichende Abstützung zum drechseln. Dabei ist auf eine Spannungsfreie Aufspannung zu achten. Die verwendete Planscheibe hat einen Durchmesser von 500 mm.

Große Werkstücke müssen vor dem ersten drechseln auf sichere Aufspanung getestet werden. Hierfür lassen wir die Maschine auf sicherer Entfernung laufen und beobachten der Verhalten von Werkstück und Maschine. Die immense Unwucht derartig großer Objekte stellt eine besondere Herausforderung da. Aus diesem Grunde wir so viel wie möglich Holz am Anfang entfernt.

Die Außenseite der Vase zeigt schweißtreibenden Stunden eine vielversprechende und einmalige Maserung. Durch eine versteckte Faulstelle im Holzkern, können wir die avisierte Vasen-Höhe nicht umsetzen. Dafür zeigten sich mehrere Walnüsse, die ein Eichhörnchen während der Lagerung vor der Werkstatt für den Winter deponiert hat. Daher erfolgt eine Kürzung in der Höhe um etwa 300 mm und die finale Formgebung für die Außenseite.

Aushöhlen der Vase

Zum Schutz vor zu schneller Trocknung und damit Rissen im Holz, während der Bearbeitung, erfolgt eine Verpackung in Folie. Zum Aushöhlen ist eine Abstützung in Form einer Lünette notwendig, da sonst nicht die notwendige Stabilität gegeben ist.

Die Vase wurde fast komplett ausgefräst, da so auch bei langsamen Drehzahlen eine ordentliche Spanabnahme möglich ist. Dieses Vorgehen ist etwas unkonventionell, aber war hier unabdingbar. Der Zeitaufwand und das anfallende Spanvolumen sind dabei enorm.

Offenlegung von Relikte aus der Vergangenheit sichtbar. Munitionsreste von zweiten Weltkrieg oder rostende Gegenstände kündigen sich oftmals mit einer dunklen fast schwarzen Verfärbung an. Wir sind sind über diese Verfärbungen immer sehr froh. Sie geben ein sehr vielseitiges Farbenspiel an und kündigen beim Drechseln einen Fremdkörper an. Bei dem Vasenprojekt sind mehrere Grantsplitter zu Tage gekommen.

Saftfrisches Eichenholz oxidiert mit rostenden Werkstoffen. Unsere Spannbacken bestehen aus Stahl und reagieren mit der Gärbsäure zu Rost. Im Objekt werden unschön Verfärbungen sichtbar. Diese werden bei der Fertigbearbeitung mit einem Hobel entfernt. Um Spannungsrisse beim trocknen zu minimieren wir der Vasenfuß mit dem Hobel eingekürzt.

Die fertig gedrechselte Vase

Es ist geschafft! Die Vase ist ohne Zwischenfälle fertig gedrechselt. Objekte dieser Größenordnung verlangen sehr viel Erfahrung, Wissen und Know-how. An diesem Objekt ist vieles beonders und einmalig, das über 200 Jahre alte Holzstück, die Dimensionen, die Formgebung sowie die Maserung.

Das fertige Objekt kann mit zwei Personen leicht gehoben und bewegt werden. Es hat deutlich an Gewicht verloren. Für die nächten Arbeitsschritte ist viel Gedult gefragt, bis die Vase Getrocknet ist. Die Trocknung der Vase erfolgt möglichst langsam an der Luft. Im Anschluss wird die Vase geschliffen, poliert und geölt.

Bis dahin geht noch viel Zeit ins Land, aber es wird mit Sicherheit eine sehr schöne und besondere Vase werden. Jetzt heißt es abwarten und Gedult bewahren. Und in der Zwischenzeit verlassen ganz viel andere, schöne Unikate unsere Manufaktur egal ob Naturrandschale, Pfeffermühle, Flanschenöffner, Holzstift und vieles mehr.

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